Bindung und Beziehung als Basis für Leistung

„Marcus Riecker ist Personalverantwortlicher mit über 30 Jahren Erfahrung in unterschiedlichen Unternehmen, vom inhabergeführten KMU bis zum Konzernunternehmen, Coach (Berufliche Entwicklung und Lebenslauf-Coaching), Keynoter und Speaker zu Themen rund um Employer Branding, Recruiting und Retention“

In unserem gemeinsamen Interview ging es um Bindung und Beziehung – im Privaten wie im Beruflichen. Herr Riecker hat mich bei seinem Vortrag auf der ZP Europe 2025: „Bindung beginnt Zuhause und wirkt in Unternehmen – was Retention und Silberhochzeit gemeinsam haben“, neugierig gemacht.

„Das Thema Beziehung und Bindung treibt mich schon lange. Ich erlebe in Unternehmen immer wieder, wie schnell das verloren gehen kann“, beginnt Herr Riecker unser Gespräch. „Gerade in Zeiten, die von Hektik oder wirtschaftlichem Druck geprägt sind, verwandelt sich die vielzitierte ‚Open-Door-Policy‘ oft in eine ‚Closed-Door-Policy‘.“ Die Türen bleiben zu, Kontakte werden misstrauisch betrachtet, als könnten sie gegen einen verwendet werden. Das Gegenteil ist der Fall: Wir brauchen genau jetzt Räume, in denen Vertrauen wachsen darf.

„Beziehung und Bindung sind nicht nur privat der Schlüssel, sondern auch in Unternehmen die Grundlage für Erfolg. Es reicht nicht, einen Obstkorb hinzustellen oder ein paar Benefits zu bieten. Menschen spüren sofort, ob sie willkommen sind. Schon beim Betreten eines Unternehmens entsteht dieses Bauchgefühl: ‚Hier passt es‘ oder ‚hier stimmt etwas nicht‘. Das passiert noch bevor irgendein Onboarding-Programm beginnt,“ fasst Herr Riecker das Thema zusammen.

Deshalb ist es für ihn so wichtig, dass Führungskräfte den Rahmen gestalten – durch Wertschätzung, Respekt und echtes Vorleben. Kritische Themen müssen besprochen werden dürfen, „immer auf eine Art, bei der man sich danach noch in die Augen schauen kann. Denn wenn die persönliche Ebene beschädigt ist, dann wird es fast unmöglich, sachliche Themen konstruktiv zu klären,“ beschreibt Herr Riecker im Gespräch.

In Unternehmen treffen viele unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinander – introvertierte, extrovertierte, kritische oder auch manchmal deprimierte Menschen. Die Kunst als Führungskraft ist, trotz dieser Vielfalt eine Kultur zu schaffen, in der sich jede/jeder gesehen und respektiert fühlt. Das ist nicht einfach, gerade wenn die Führungsspanne groß ist, aber Herr Riecker hat es immer wieder erlebt: „Mit einer positiven Grundhaltung und ehrlichem Interesse funktioniert es.“

Für Herrn Riecker war es besonders schön, dass sogar seine Frau – durch Gespräche mit Mitarbeitenden – Rückmeldungen bekommen hat wie: „Dein Mann geht so positiv mit Themen um, er nimmt uns ernst, er schafft Vertrauen.“ Solche Sätze zeigen: „Es lohnt sich, in Beziehung und Bindung zu investieren. Denn am Ende ist das, was bleibt, nicht der Obstkorb, sondern das Gefühl, gesehen und wertgeschätzt zu werden.“

Welche Bedeutung hat Führung, Herr Riecker?

„Führung bedeutet für mich immer auch Moderation. Ich sehe das wie bei einem Orchester: Viele hervorragende Musiker können gleichzeitig spielen, aber ohne den Dirigenten droht irgendwann Disharmonie,“ erklärt Herr Riecker. Genauso ist es im Unternehmen. Menschen deuten Verhalten unterschiedlich, reagieren emotional – und plötzlich entstehen Missverständnisse.

Als Führungskraft hat Herr Riecker schon immer großen Wert auf eine offene Feedbackkultur gelegt, und gibt ein Beispiel: „Wenn mir etwas auffällt, spreche ich es frühzeitig an – konstruktiv, im passenden Rahmen.“ Das erwartet er auch von seinen Mitarbeitenden, „dass sie auch zu mir kommen, wenn etwas nicht passt. Das funktioniert nur, wenn eine echte Vertrauenskultur besteht. Nur dann trauen sich Menschen, ehrlich Kritik oder Wahrnehmungen zu äußern. Meine Aufgabe ist es, damit professionell umzugehen und klarzumachen: Wer Kritik äußert, wird nicht bestraft, sondern ernst genommen.“

Besonders in den ersten 100 Tagen einer neuen Führungsrolle ist das entscheidend. Viele Führungskräfte machen den Fehler, sofort alles umkrempeln zu wollen: „Vorher war linksrum, jetzt machen wir rechtsrum,“ beschreibt Herr Riecker. „Damit nimmt man die Leute nicht mit. Ich rate immer: beobachten, zuhören, Fragen stellen – erst verstehen, dann gestalten.“

Wenn Bindung gelingt, entsteht Leistung. Für Herrn Riecker bedeutet Beziehung im Unternehmen immer auch ‚verbunden sein‘. Das hat für ihn nichts mit romantischer Idealisierung zu tun, sondern mit Sinn und Zugehörigkeit. Natürlich wird nicht jeder Mitarbeiter bei Maslow (Maslowsche Bedürfnispyramide) in der Selbstverwirklichung ankommen – für viele geht es um Sicherheit, Versorgung, Familie. Aber was alle verbindet, ist der Wunsch nach Respekt und Wertschätzung. Egal ob Ingenieur, Monteur, Hausmeister oder Reinigungskraft – alle tragen ihren Teil zum Erfolg bei. „Als Führungskraft habe ich die Verantwortung, das zu erkennen,“ fasst Herr Riecker zusammen.

Er nennt ein Beispiel, das ihn bis heute berührt: „John F. Kennedy besuchte das Space Center und fragte einen Mitarbeiter, der den Boden wischte, was er hier tue. Seine Antwort: ‚Ich helfe dabei, einen Menschen auf den Mond zu bringen.‘ Das ist für mich Bindung pur – das Gefühl, dass selbst die kleinste Aufgabe einen Beitrag zum großen Ganzen leistet.“

Wenn wir diese Verbindung schaffen, verändert sich Kultur spürbar. Wertschätzung ist kein nettes Add-on, sondern der entscheidende Hebel für Bindung, Leistung und Kultur.“

Wie schaffen wir es, Bindung und Beziehung neu zu denken, gerade in Zeiten von KI?

Das Thema wird in Zukunft noch wichtiger. „Es sind oft die kleinen Fragen, die die größten Aha-Momente auslösen,“ sagt Herr Riecker. Viele Mitarbeitende engagieren sich in Vereinen, übernehmen Verantwortung oder bringen Fähigkeiten mit, die im Job kaum auffallen. Wer das erkennt, versteht Motivation neu – und schafft Bindung.

Genau hier dockt das Thema Beziehung und Bindung an: den Menschen als Menschen wahrzunehmen.

„Gerade in Zeiten von KI und Automatisierung müssen HR-Verantwortliche das Menschliche bewusst im Zentrum halten. Systeme und Technologien entlasten von Standardaufgaben, aber sie schaffen auch Freiraum: mehr Zeit, um den Menschen zu sehen, seine Bedürfnisse im Lebensverlauf zu verstehen,“ erklärt Herr Riecker. Junge Talente wollen Karriere machen, Eltern wünschen sich Flexibilität, später spielen Themen wie Pflege eine Rolle. All das verändert sich – und als Führungskraft merke ich es nur, wenn ich im Gespräch bleibe.

Manchmal reicht schon eine kleine Frage: „Wie geht es dir wirklich?“ oder das ehrliche Interesse: „Ich sehe, dich beschäftigt etwas – möchtest du reden? Kann ich, kann die Firma etwas tun?“ zeigt Herr Riecker auf. So entstehen Vertrauen und Beziehung.

Er teilt ein Beispiel, das er kürzlich selbst erlebt hat: „Eine Führungskraft in der Logistik, die ich begleitetet habe, kannte fast 100 Mitarbeitende nicht nur beim Namen, sondern wusste auch persönliche Details: „Wie geht es deiner Tochter? Wie lief das Fußballspiel am Wochenende?“ – diese kleinen Brücken bauen ein Klima des Vertrauens.

Er fasst zusammen: „Dieses Verhalten ist nicht selbstverständlich, aber es ist erlernbar: Wer sich Notizen macht, Anknüpfungspunkte sammelt, Mitarbeitende nach einer Schulung fragt, was sie mitgenommen haben, oder nach einer Krankheit wirklich interessiert nachhakt, zeigt echtes, authentisches Interesse.“ Das wird wahrgenommen – und wertgeschätzt.

Für Herrn Riecker ist es dieser ehrliche, persönliche Kontakt, der Bindung und Motivation trägt. „Nicht ein oberflächliches ‚Alles gut? Schön, dass du wieder da bist‘, sondern echtes Zuhören und Aufgreifen. Das ist Führung, die Vertrauen schafft und Kultur prägt.“

Sein Stresstipp:

Sein Credo: „Wenn Du es eilig hast, gehe langsam.“ (Lothar M. Seiwert)

In stressigen Situationen gehe ich bewusst einen Schritt zurück, um zu mir zu kommen und mich wieder zu sortieren.

Ich versuche, in hektischen Situationen das Tempo herauszunehmen, „damit wir nicht in die falsche Richtung losrennen,“ erklärt Herr Riecker.

Für sich persönlich nutzt Herr Riecker Meditation, „die Kopfhörer aufsetzen und in mich selbst reinhören“, gibt ihm Kraft.

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